Was für eine Nacht, in der Ankerbucht zwischen den Inseln Aspö und Aspskär herschte die totale Ruhe. Ich denke es war einer der ruhigsten, lauschigsten und heimeligsten Plätze unserer bisherigen Reise. Von der Sonne wach geküsst und nach einem ausgiebigen Frühstück haben wir uns auf den Weg nach Oxelösund gemacht. Hier wollten wir noch einmal unserer Vorräte auffüllen und Diesel bunkern, bevor es weiter in Richtung Mem dem Eingang zum Göta-Kanal geht. Oxelösund fällt schon von weitem durch seine Industrieansiedlung und insbesondere dem Stahlwerk von SSAB auf. Der Anblick von See wie auch der spätere Gang durch die Stadt erinnerte mich unweigerlich an meine 380 km vom Wohnort entfernt berufliche Wirkstätte. Also galt es, schnell wieder weg hier!
Endlich mal wieder etwas wärmer. Die fast 20°C und Sonnenschein lassen sommerliche Gefühle aufkommen und mutig wie wir sind, bleiben lange Hose und Pullover im Schrank. Für heute haben wir uns eine Ankerbucht zwischen der Insel Aspö und Aspkär ausgesucht. Die Fahrt dorthin verläuft relativ unspektakulär durch den äußeren Schärengürtel. Am Ziel angekommen müssen wir erfreulicherweise feststellen, dass die schwedische Seglervereinigung in der Bucht zwei Bojenplätze eingerichtet hat. Somit wird uns das Ankergehen erspart und wir können sicher an der Boje festmachen. Der Törnführer „Schweden Süd /Ostküste“ hat in seiner Beschreibung „Traumhafte Ankerbucht zwischen den Inseln Aspskär und Aspö“ wahrlich nicht übertrieben.
Wir sind heute um 14:00 in Nynäshamn angekommen. Die Fahrt von Stockholm hierher glich stellenweise einer Kanalfahrt und führte uns durch den schönen Skurusundet, Lännerstasundet und der sehr schmalen Meerenge Boggenstäket bis nach Dalarö. Der Gästehafen am Dalarökanal löste aufgrund des sehr unruhigen Liegeplatzes bei uns keine Begeisterung aus. Bis spät in die Nacht herrschte Motorboot Rushhour auf dem direkt neben dem Hafen liegenden schmalen Dalarökanal. Jegliches motorisierte Wassersportgefährt knatterte dicht an unserem Liegeplatz vorbei, wobei der ein oder andere sichtlich Spaß daran hatte, wenn die Masten der Segelboote im nahen Hafenbecken durch den von ihm erzeugten Schwell Tango tanzten. Diese Spacken waren definitiv Gift für meine Nerven und wir sehnten uns nach den beschaulichen letzten Monaten zurück. Von Dalarö selbst haben wir außer der Pizzeria im Ort nicht viel gesehen bzw. geschmeckt. Fazit: Pizza und Pasta waren ok. Gasthamn am Dalarö- Kanal in der Hauptsaison und bei Ausflugswetter nicht zu empfehlen! Heute früh ging es dann weiter nach Nynäshamn. Der Wetterbericht sagte 4-5 in Böen 6 Bft. aus Südwest vorher. Eigentlich ein super Wind für unsere Ratzfatz, doof war dabei nur, dass Nynäshamn genau südwestlich von Dalarö liegt. Folglich ging es wieder unter Motor gegen Wind und Welle. Den Gasthafen von Nynäshamn erreichten wir nach 5 Stunden Fahrt. Angekommen und festgemacht ging es gleich los den nächsten Bootsausrüster ausfindig zu machen. Wir hatten uns vor der Abfahrt und in Vorbereitung auf den Götakanal noch weitere Fender zugelegt. Um Stauraum zu sparen, hatten wir die Fender vor der Reise nicht aufgepumpt. Was ich jedoch nicht bedacht habe, war den passenden Ventiladapter für die Majoni Ventileinsätze mit einzupacken. Jetzt war unsere Hoffnung den passenden Adapter hier in Schweden zu bekommen. Leider konnte der Bootsausrüster nicht helfen und schickte uns zum drei Kilometer entfernten Einkaufscenter. Dort gäbe es ein Sportgeschäft, welches uns vielleicht mit einer Ballpumpe bzw. den passenden Adapter weiterhelfen könnte. Also Fußmarsch zum Einkaufscenter, um dann mit leeren Taschen wieder zurück zu kehren. Außer Blasen an den Füßen haben wir nix bekommen. Wieder an Bord, war dann Bastelstunde angesagt. Mit viel Phantasie und Ehrgeiz haben wir es geschafft eine Adapterähnliche Befüllvorrichtung zu zaubern. Ergebnis: Drei Fender aufgepumpt, ein Fender bzw. das Ventil hat’s nicht überlebt.
Unser persönliches Stockholm Highlight war sicherlich das „VASA Museum“ Die Vasa, die seinerzeit größte Galeone wurde im Auftrag von Schwedens König Gustav Adolf II erbaut und sollte als ultimative Waffe im Krieg gegen Polen dienen. Allerdings erwies sich das Superschlachtschiff aufgrund seiner Toplastigkeit als nicht seetüchtig und sank bereits bei der Jungfernfahrt nach guten 1,5 km. Bei dem Untergang waren ca. 470 Mann Besatzung an Bord, bis zu fünfzig verloren dabei Ihr Leben. Das Schiff war aufgrund des zweiten Kanonendeck dermaßen rank und Toplastig, dass der kleinste Windhauch ausreichte, um soviel Krängung zu erzeugen, dass Wasser durch die offenen Kanonenluken eindrang und somit zum Untergang der Wasa führte. Genau 333 Jahre später (1961) wurde das Schlachtschiff gehoben und seitdem permanent restauriert. Seit 1990 ist das größte und einzig erhaltene Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert zu besichtigen. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch des Museums „Skansen“. Das Freilichtmuseum wurde bereits im Oktober 1891 eröffnet und ist somit das älteste und größte Freilichtmuseum auf der Welt. Es war ursprünglich als Erweiterung des Nordiska Museum geplant und zeigt heute das Schweden der letzten Jahrhunderte. Der Besuch ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit und hat uns nachhaltig beeindruckt. Morgen werden wir Stockholm verlassen und unserer Reise geht weiter in Richtung Mem. Wir wollen Schweden von Ost nach West via Göta- und Trollhättenkanal queren.
Na, das kann ja heiter werden! Der Tag fing heute früh voller Frust und Ärger an, mein Handy meinte nach einem Software Update sich in die Werksstellung zurück setzen und dabei gleich alle nicht auf der SD-Karte gespeicherten Daten ins Nirwana schicken zu müssen. Nachdem ich eine Stunde damit verbracht habe, das Teil wieder in einem halbwegs akzeptablen Zustand zu bringen, sollte es endlich losgehen. Doch dann spielte der Seekartenplotter verrückt, „kein GPS- Signal“ war die Störmeldung. Nachdem ich die Kabelverbindungen überprüft und den Plotter zwei mal neu gestartet habe, war die Satellitenwelt für den Plotter wieder in Ordnung (Erklärung habe ich keine) und wir haben uns auf die Socken nach Stockholm gemacht. Angefahren haben wir auf Empfehlung den Vereinshafen Navishamnen. Hier liegen wir unterhalb der alten Mühle am Frisens Park deutlich ruhiger wie im zentraleren Wasahamn, sind aber auch innerhalb von 10 Min. in der City. Was für eine Stadt, einfach nur genial! Zwar vollkommen erschlagen von den vielen Eindrücken, haben wir Stockholm bereits nach der ersten Erkundung via Fahrrad und zu Fuß ins Herz geschlossen und zu einer unserer Lieblingsstädte erklärt. Die Stadt strahlt bei einem solch schönen Tag wie heute einen ganz außergewöhnlichen Flair aus. Die vielen großen Prachtbauten, das Schloss, die Altstadt, die Museen, tausende von Straßencafes- und Restaurant’s die ganze Stadt ist voller Leben und Kultur und eine riesengroße Freilichtbühne. Wir werden drei bis vier Tage in Stockholm bleiben, um zumindest einen Teil der vielen Sehenswürdigkeiten abzuarbeiten. All das, was wir uns heute von außen im Schnelldurchlauf angesehen haben, werden wir sicherlich nicht schaffen.
Für heute stand ein Hafentag inkl. Besichtigung des Kastells von Vaxholm auf dem Plan. Vaxholm ist eine kleine quirlige Stadt vor den Toren Stockholms. Von hier aus gibt es viele Fähr- und Schiffsverbindungen ins nahegelegen Umland sowie in die Hauptstadt Stockholm. Hauptattraktion ist aber sicherlich das alte Kastell, welches der seeseitigen Bewachung Stockholms diente. Die Festung wurde im Jahr 1548 erbaut und später mehrmals erweitert bzw. umgebaut. Seine heutige Form erhielt das Kastell im Jahr 1833.
Was für ein Wetter, während der heute fünfstündigen Fahrt nach Vaxholm hatte Petrus sein gesamtes Portfolio über uns ausgeschüttet. Sonne, heftige Gewitterböen mit Graupelschauern, Starkregen, der im Gesicht schmerzte, strahlender Sonnenschein, von allem etwas und zwar im regelmäßigen Wechsel. Vor der Hafeneinfahrt von Vaxholm war es für 10 – 15 Minuten so heftig, dass wir draußen Kreise gedreht haben, um auf Besserung zu warten. Das Risiko beim Anlegemanöver im engen Hafenbecken Bruch zu fahren, war uns einfach groß.
Es geht nach Stockholm, allerdings nicht in einem Rutsch, wir werden uns die ca. 60 Seemeilen lange Strecke in zwei oder drei Etappen aufteilen. Der Stockholmer Schärengarten ist einfach zu erlebenswert, um in einen Zug durchzurauschen. Für heute haben wir uns Furusund vorgenommen. Der kleine Hafen liegt direkt an dem viel befahrenen Hauptfahrwasser zwischen Stockolm und dem Rest der Welt. Bei gutem Wind aus SW ging es die ersten 12 Seemeilen in schneller Fahrt bis zur Huk von Kapelskär. Nach deren Umfahrung hatten wir den Wind wieder auf der Nase und der Jockel (Diesel) musste uns die letzten Meilen einmal mehr als Antrieb dienen. Auffallend ist bereits hier die hohe Dichte an Wassersportlern, welche eine erhöhte Aufmerksamkeit von uns erfordert. Die internationalen Regeln zur Verhütung von Zusammen-stößen auf See (KVR) scheinen hier für den ein oder anderen Freizeitkapitän nicht zu gelten. Jedenfalls mussten wir drei mal innerhalb von zwei Stunden das sog. „Manöver des letzten Augenblicks“ durchführen. Wie auch immer, nach vier Stunden Fahrt waren wir fest im kleinen Hafen Furusund.
Morgens um 08:00 ist die Entscheidung gefallen, wir gehen nach Schweden. Der Wetterbericht sagt 4-5 Bft aus Nordwest auf Nord drehend vorher, das passt. Keine Stunde später sind wir bereits unterwegs, bevor wir allerdings freien Seeraum erreichen, geht es 10 Seemeilen nur unter Genua zurück durch betonntes Fahrwasser. Nachdem wir die Schärenwelt Alands verlassen haben, brist es auf und wir segeln mir 6-7 Knoten in Richtung Schweden. Als Anlaufhafen haben wir uns Gräddö ausgeguckt. Mit Erreichen der Ansteuerung Remmargrund sind wir im Stockholmer Schärengarten eingetaucht. Prompt stellte sich auch der Wind ein und wir mussten die letzten 10 Seemeilen unter Maschine zurücklegen. Um 16:00 hatten wir unser Ziel erreicht. Gräddö hat nicht wirklich viel zu bieten und uns nicht überzeugen können, zumal unser Liegeplatz dem ständigen Schwell vorbeifahrender Motorboote ausgesetzt und somit äußerst unruhig war. Dies war für uns kein Hafen um länger zu bleiben, womit relativ schnell feststand, morgen geht’s weiter. Nur wohin??? Entschieden haben wir uns dann für Norrtälje. Norrtälje liegt am Ende einer ca. 10 Seemeilen langen Sackgasse, dem Norrtäljeviken. Der Weg in den Fjord hat sich wirklich gelohnt! Die Landschaft wie auch der Ort Norrtälje waren den Abstecher wert. Das Sommer – sonnenwendenfest werden wir hier mit den Schweden feiern.
Das Wetter spielt mal wieder verrückt. Während Deutschland über eine Hitzewelle klagt, haben wir hier auf Aland wieder lange Hosen, Socken- und Mützenwetter. Dazu bläst der Wind kräftig aus Nord bis Nordwest und sorgt zusätzlich für Gänsehautfeeling. Wir sind heute den dritten Tag in Mariehamn und noch unschlüssig, ob und wenn wohin es morgen weitergehen soll. Aktuell geht die Tendenz in Richtung Schweden. Für die nächsten zwei Tage gibt es ein halbwegs vernünftiges Wetterfenster, welches wir für den Absprung nutzen könnten. Auf der anderen Seite wird es zum Mittsommerwochenende in den Ankerbuchten und Häfen des Stockholmer Schärengarten sicherlich rappelvoll werden. Warten wir mal ab, spätestens morgen früh sollten wir wissen, wohin die Reise geht. Mariehamn war auf jeden Fall einen Besuch wert. Eine total grüne absolut freundliche und sehr aufgeräumte Stadt. Wundern darf man sich hier nicht über die Preise, zwei Bier kosten schnell mal 15 Euro, für ein kleines Eis (zwei Kugeln) auf die Hand ist man mit 4,50€ dabei . Was preislich geht ist Pizza, wirklich leckere und große Pizzen bei schöner Atmosphäre gibt es im Westhafen im „Pub Albin“. Direkt vor dem Pub sollte eigentlich auch die „Pommern“ eine der letzten Flying P-Liner liegen. Leider lag die 1903 in Dienst gestellte stählerne vier-Mast Bark bei unseren Besuch für Reparaturarbeiten im Nordteil des Hafens und war nicht zu besichtigen. Was uns als Fußgänger und Fahrradfahrer besonders aufgefallen ist, ist das äußerst rücksichtsvolle Verhalten der Autofahrer. Sobald wir uns auch nur ansatzweise einem Zebrastreifern oder einer Straßenkreuzung (und davon gibt es hier sehr, sehr viele) genähert haben, reduzierten die Fahrzeuge ihre Geschwindigkeit, hielten an und ließen uns passieren. Für uns war das schon fast ein wenig unheimlich.